Weinbaugebiet Rheingau
Ein außergewöhnliches (Wein)Fleckchen Erde – facettenreich und liebenswürdig
Die Weinregion Rheingau gehört mit einer bestockten Rebfläche von etwa 3.100 Hektar flächenmäßig zu den eher kleineren Anbaugebieten Deutschlands – hinsichtlich Weinqualität und Charme jedoch zu den ganz großen. Der Landstrich westlich von Wiesbaden zwischen dem Rhein und den Ausläufern des Taunusgebirges, besticht durch sanfte Hügel, steile Berghänge, durch faszinierende Landschaften, herzliche Menschen und extrem guten Riesling.
Der Rheingau zählt weltweit zu den Anbaugebieten mit der engsten Dichte an berühmten Weingütern - Kloster Eberbach, Schloss Johannisberg, Robert Weil, Schloss Vollrads, Georg Breuer u.v.m. Ganz gleich, ob Riesling, Spätburgunder oder Rosé: Prädikatsweine aus dem Rheingau galten schon früh als flüssiges Gold im Glas.
Danke für den entscheidenden Knick in der Kurve
Heute ist der Weltruf der Rheingau-Weine legendär. Den Erfolg verdankt diese Region einer Laune der Natur, denn bei einer gesamten Rheinlänge von 1.233 Kilometern gibt es im Rheingau einen Knick und der Fluss verändert für etwa 25 Kilometer seine Fließrichtung von Süd-Nord nach Ost-West. Auf diese Weise geht er den Ausläufern des Taunus und dem Rheingaugebirge aus dem Weg, was den Weinbergshängen zum idealen Platz an der Sonne verhilft. Die Reflektion der Sonne im Wasser, die Feuchtigkeit, Bodenbeschaffenheit und Wärmespeicherkapazität der Felsen tun ihr Übriges, um den Trauben die bestmögliche Grundlage zu bieten.
Auf den Spuren Karls des Großen
Urkundliche Aufzeichnungen belegen, dass die Ursprünge des Weinbaus im Rheingau bis ins 8. Jahrhundert zurückgehen. Damals soll Karl der Große an einem Frühlingsmorgen von Ingelheim am Rhein (Rheinhessen) hinüber auf die rechte Rheinuferseite zum Johannisberg geschaut haben. Er sah, dass dort der Schnee bereits geschmolzen war - und blickte somit auf ideale Bedingungen für den Anbau von Reben. Wenige Jahrhunderte später entwickelte sich der Weinbau zunächst um Klosteranlagen wie Schloss Johannisberg oder Kloster Eberbach herum. Doch durch die günstigen klimatischen Gegebenheiten entwickelte sich der Weinbau an den südlichen Hängen des Taunus immer stärker bis zur heutigen Größe.
Herzlich willkommen im Klimaparadies Rheingau
Für deutsche Verhältnisse ist der Rheingau so etwas wie ein Sonnenparadies – und wenn die Sonne nicht scheint, genießt die Region zwischen Rhein und Taunus einen willkommenen Schutz vor Nordwinden. Die Niederschlagsmengen sind hier mit 580 mm jährlich relativ gering. Es ist also zweifelsohne die Mischung aus warmen Sommern und milden Wintern, die die idealen Bedingungen für elegante Weine liefern.
Auch der Rheingauer Boden spielt eine entscheidende Rolle bei der Qualität der Weine. Verwitterungsboden in den hohen Lagen sowie eine Gemisch aus Ton, Lehm und Löss in Flussnähe sichern eine erfolgreiche Traubenernte und charakteristische Rheingau-Stilistik.
Der Rheingau bietet nicht wirklich eine große Rebsorten- Vielfalt…
...denn der Riesling thront hier noch immer über allen anderen Rebsorten: Rund 80 % der gesamten Rheingauer Rebfläche ist mit der Königin der Trauben bestellt. Riesling-Weine aus dem Rheingau werden auf der ganzen Welt hoch geschätzt – vor allem die vielen VDP-Weingüter gewinnen auf nationalen und internationalen Wettbewerben stets hohe Auszeichnungen und bei Weingenießern das Herz im Fluge.
Vereinzelt (rund 12 %) wird auch Spätburgunder angebaut. Die bestockte Fläche in Assmannshausen liefert sogar die größte zusammenhängende Fläche Deutschlands. Dort entstehen weltweit gefragte Spätburgunder von erstklassiger Qualität.
Hochkarätige Spätleseweine und spannende Entdeckung der Edelfäule
Ein Zufallsprodukt aus dem Rheingau! Noch bis ins 18. Jahrhundert hinein war eine späte Lese im Rheingau nicht üblich. Der Zeitpunkt der Lese wurde von den jeweiligen Gemeinden vorgeschrieben, bis auf eine Ausnahme: Das Schloss Johannisberg gehörte zum Fürstbistum Fulda und musste sich die Freigabe zur Ernte in Fulda abholen. 1775 kam der reitende Bote zu spät – und die Mönche vom Kloster Johannisberg mussten zusehen, wie Fäulnis ihre Trauben befiel und sie zu schrumpfen begannen. Ein Segen, dass sie mit der späten Ernteerlaubnis tatsächlich noch begannen und Wein daraus kelterten. Dieser Wein wurde nämlich so gut, dass die Spätlese entstand und die beispielhafte Güte edelfauler Trauben so geschätzt wurden, dass wahre Raritäten entstanden und sogar eigene Prädikatsbezeichnungen bekamen: Auslese, Beerenauslese und Trockenbeerenauslese.
Der hohe Qualitätsanspruch der Rheingauer Weinbauern führte schon Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Winzervereinigung, die schließlich wenige Jahrzehnte später maßgeblich zur Gründung des traditionsreichen Verbands Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter (VDP) beitrug.